In dieser Podcast-Kolumne werfen wir einen Blick auf die Fehlerkultur in der Medizin
Im Podcast starten wir mit Episode 16 in die 2. Staffel des Transform Medicine Podcasts. In der ersten Solofolge beleuchtet Dr. med. Franziska Rudolph kritisch die gängige Fehlerkultur, berichtet von ihren eigenen Erfahrungen und gibt einen Ausblick, welcher Umgang mit Fehlern tatsächliches Wachstum möglich macht.
Welche Fehlerkultur wir in der Medizin leben
Fehler sind unvermeidlich. Sie gehören zum Leben dazu und liegen in der Natur des Lebens. Dort wo Entscheidungen getroffen werden und gehandelt wird, werden auch immer Fehler entstehen. Wenn sie so alltäglich sind, warum machen sie uns Ärzten dann so viel Angst?
Vielleicht finden wir die Antwort in dem schlimmsten Szenario, welches wir uns als Ärzte vorstellen können? Wenn durch unseren Fehler ein Mensch zu schaden kommt oder gar verstirbt. Das macht unglaublich demütig - im besten Falle - kann aber auch so viel Angst erzeugen, dass wir geradezu getrieben sind davon, alle denkbaren Fehler zu vermeiden. Diese Angst und den inneren Zwang werden wir immer auch an unser Gegenüber weitergeben. Denn das, was wir von anderen erwarten, verlangen wir noch tausend Mal strenger von uns selbst.
Wie entsteht eine solche Kultur?
Wir lernen bereits als Kind, dass Fehler nichts positives sind. Wir werden geschimpft und spüren die Enttäuschung über unsere Fehlbarkeit. Hier verinnerlichen die allermeisten von uns, dass uns Fehler weniger wertvoll machen. Dass das nicht der Fall ist und es reine Auslegungssache ist und unsere eigene Entscheidung ist, wie wir mit Fehlern umgehen, kann ein Kind gar nicht reflektieren.
Nach diesem Grundstein, welcher bereits in der Kindheit gelegt wurde, entwickeln die meisten einen destruktiven Weg, mit den eigenen Fehlern umzugehen. Gefühle, wie Scham, Schuld und gar Wut gegen uns selbst, tragen wir tief in uns.
Im medizinischen Umfeld - im Studium, in der Weiterbildung, die ersten Facharzt - Jahre - lehren uns Fehler zu vermeiden. Wir alle machen Fehler. Auch Ärzte machen Fehler. Jedoch wachsen die meisten von uns beruflich in stetiger Angst vor Fehlern auf.
Die Kultur, welche wir so aufbauen - eine Angstkultur, Abstrafung und Abwertung durch uns selbst und durch unsere (vorgesetzten Kollegen -, ist absolut destruktiv.
Das erfährst du in dieser Folge:
Was kannst du tun, wenn du dich allein fühlst mit deinem Wunsch auf nach einer wertschätzenden Fehlerkultur in deinem ärztlichen Arbeiten?
Halte an deinem Wunsch fest! Was du immer entscheiden kannst, ist wie du selbst mit deinen Fehlern und denen deines Umfelds umgehst. Transformation beginnt immer in und mit dir selbst.
Schau ehrlich und reflektiert auf deine Fehler. Achte darauf dir deine Wertschätzung dir selbst gegenüber zu bewahren und schenke diese Wertschätzung auch deinem Gegenüber, egal wie viel Angst, Scham und Wut der Fehler in dir auslöst. Jedes Gefühl darf da sein und kein Gefühl der Welt sollte es dir erlauben, dich selbst oder deinen Gegenüber für einen Fehler zu verletzen.
Bewahrst du dir diesen Umgang mit den Fehlern in deinem Umfeld, wirst du ein Vorbild für dein Umfeld und für nachfolgende Generationen von Ärzten und Pflege. Hier kannst du selbst die Veränderung sein, die du dir wünschst.
Schlusswort.
Fehler gehören zum Leben dazu
Wir können Fehler nicht vermeiden, sie werden immer Teil unseres Lebens sein. Wir haben die Aufgabe einen Umgang mit Fehlern zu entwickeln, der Wachstum und Entwicklung möglich macht und an Destruktivität verlieren lässt. Wir stehen als neue Generation Ärzte vor dieser Aufgabe. Wir dürfen Respekt einfordern auch im Fall eines Fehlers. Wir dürfen lernen, reflektiert auf unser Handeln zu schauen und wir dürfen kreativ werden, um sicheres Fehlermachen möglich zu machen.
Du hast letztlich immer die Wahl, welchen Umgang du selbst mit deinen Fehlern und den Fehlern in deinem Umfeld pflegst. Du hast die Möglichkeit mit guten Vorbild voran zu gehen und jetzt die Veränderung in der Medizin sein, die du dir so sehr wünschst.