Vom Traumjob zum Albtraum Job.
Wenn wir nach dem Studium in unseren Beruf starten und uns darauf freuen, endlich unsere Berufung ausleben zu können, kommt meist das Erwachen. Die romantisierte Vorstellung, Menschen zu helfen und gutes zu tun wird schnell durch eine 60-70 Stunden Woche zum Albtraum. Wir gehen an unsere Grenzen, funktionieren wie Maschinen, verlieren den Bezug zu unseren PatientInnen und kennen nicht einmal deren Namen. Wir hacken eine Kartei nach der anderen ab. Was passiert? Wir bauen uns eine Schutzmauer auf, wir härten uns ab. Doch dadurch verlieren wir uns selbst. Wir verlieren unseren eigenen Wunsch hinter der Karriere als Arzt/Ärztin, nämlich gutes zu tun und Menschen zu helfen. Stattdessen, ja ich sage es mit Absicht so provokativ, greifen wir irgendwann zu Medikamenten und Alkohol um die Strapazen des Jobs noch aushalten zu können.
Das kann doch nicht wirklich unser ernst sein!
Nein, dass kann es wirklich nicht und muss es auch nicht. Wir dürfen als Arzt/Ärztin unseren Weg authentisch gehen, wir dürfen ihn so kreieren wie wir es uns wünschen. Dafür müssen wir ein Bewusstsein schaffen, wir sind die Generation, die die Medizin verändern darf und sollte! Wir sind die nächsten, die in Führungspositionen kommen und die Chance haben, AssistenzärztInnen auf eine andere Art und Weise zu begleiten, ihnen von Beginn an zu zeigen wie man eine gute Ärztin / ein guter Arzt ist, doch dafür müssen wir das Bewusstsein schaffen.
Fange bei dir an!
Jeder von uns darf bei sich selbst anfangen. Wir dürfen uns überhaupt darüber klar werden, welche Werte wir vertreten, wie unsere, ganz persönliche, Karriere aussehen soll, wie das Arzt/Ärztin sein aussehen darf und welchen Wandel es braucht um das zu erreichen. Wenn du dir deiner Werte bewusst bist, dann beginne sie zu leben, nimm keine Kompromisse in kauf und setze klare Grenzen. Als weiterer Schritt kannst du über diese Themen sprechen, mit Freunden, KollegInnen. Tauscht euch aus, auch wenn es für deinen Gegenüber am Anfang verrückt klingen mag. Mach ihr / ihm bewusst, dass jeder die Möglichkeit hat, einen Teil zur Veränderung bei zu tragen.
Denn wenn wir uns Stück für Stück erlauben, uns und unsere Werte in die Medizin einzubringen, kommt der Wandel automatisch.